Kuraten und Pfarrer in St. Ulrich

Entnommen aus dem Buch „St. Ulrich in Gröden – Kirchen und Kirchengeschichte“ eine Text- und Bilddokumentation von Margreth Runggaldier Mahlknecht und Karl Mahlknecht

  1. RlCHARD TROI aus Colle Santa Lucia – Buchenstein. Er war Frühmesser in St. Christina, kam 1653 als selbständiger Expositus nach St. Ulrich und wurde nach Errichtung der Kuratie 1655 erster Kurat. Als solcher wirkte er hier 41 Jahre bis zum 10. Juli 1696. Er ist der Erbauer der St. Antoniuskirche und starb in St. Ulrich nach einem tatenreichen Leben als 90jähriger Greis.
  1. ANDREAS VERA aus Penia im Fassatal. Wurde im Jahre 1696 von Pufels hierher versetzt und war Kurat durch 31 Jahre bis zum Jahr 1727. Im selben Jahr reichte er, angeblich wegen Blindheit seine Demission ein und zog sich nach Alba zurück, wo er wenig später starb.
  1. JOHANN ANTON RUNGGAUDIE (Runggaldier) aus St. Christina. Er war hier 19 Jahre lang Kurat, von 1727 bis zum 16. März 1746, seinem Todestag. Unter ihm wurde an Stelle der alten St. Ulrichskirche am Friedhof eine neue errichtet.
  1. DOMINIK PINEIDER aus St. Ulrich. Kurat vom 22. März 1746 (anfangs Provisor) bis zu seinem Todestag am 15. Juli 1775, liegt hier begraben. Er verbrachte 29 Seelsorgsjahre in St. Ulrich. Die Chronik berichtet, daß „dieser Seelsorger angeblich noch an Hexen glaubte und, der Sage nach, mit denselben viel zu streiten hatte“.

Dominik Pinaider

  1. JOSEF LOHTSCHNEIDER (Lardschneider) von St. Jakob, Kurat vom Jahre 1775 bis zum 22. April 1785, an welchem Tage er, 48jährig, starb und ebenfalls hier begraben wurde. Unter diesem Kuraten, der hier knapp 10 Jahre wirkte, entstand der Entschluß, eine neue Kirche zu bauen, da die alte Kirche einzustürzen drohte.
  1. JAKOB VON CHIZZALI aus Buchenstein. Er war hier Kurat vom 14. Juli 1785 bis zum 2. Jänner 1788. An diesem Tage wechselte er als Pfarrer nach Sterzing über. Er starb als Ex-Dekan und Pfarrer in Feldthums im 79. Lebensjahr. In St. Ulrich hatte er, laut Chronik „besondern mit zwei Individuen große Verdrießlichkeiten“.
  1. KASPAR KOSTNER aus Corvara, früherer Kurat in Colle Santa Lucia. Kurat in St. Ulrich vom 6. April 1788 bis zum 26. Juli 1803. „an welchem Tage er, voll der Verdienste und von allen Ortskindern beweint, verstarb“. Er war hier Kurat durch 15 Jahre und 4 Monate und hatte sich auch am Krieg von 1797 beteiligt. Sein größter Verdienst ist der Bau und die Vollendung der neuen St. Ulrichskirche an ihrem heutigen Standort in Ortsmitte. Er war ein gelehrter Mann und ein ausgezeichneter Theologe.
  1. JOHANN EV. CASLIR aus Vigo im Fassatal, früher Katechet in Innsbruck und Kurat in Alba. Wurde am 10. November 1803 Kurat in St. Ulrich und blieb als solcher durch 11 Jahre und 5 Monate bis zum 9. März 1815. Nach seiner Demission zog er sich auf das Benefizium St. Michael bei Kastelruth zurück, wo er am 24. Juli 1822 im Alter von 76 Jahren starb. Er beeindruckte besonders durch sein Beispiel und seine Frömmigkeit.
  1. JOSEF ANTON ANDERLAN von St. Ulrich, vorher Kurat in Alba, vom 20. März 1816 bis zum 12. Dezember 1829 Kurat in St. Ulrich. An diesem Tage starb er im Alter von 57 Jahren und wurde hier begraben. Er hat sich besonders um die Armen-und Altenfürsorge verdient gemacht und ein erstes bescheidenes „Spital“ zu Zitadela errichtet. Auch hat er mehrere Paramente und andere Kircheneinrichtungen beschafft. Außerdem machte er nicht unbedeutende Geldsammlungen für den Bau eines neuen Widums, den er aber nicht mehr erlebte. Er wirkte in St. Ulrich 13 Jahre und 8 Monate.

Josef A. Anderlan

  1. JOSEF FRENES aus Wengen. War früher durch 20 Jahre Kurat in Pufels. Wurde am 12. April 1830 Kurat in St. Ulrich, wo er am 22. Juni 1839, 60jährig, starb. Er war also hier rund 9 Jahre Kurat, besorgte mehrere Einrichtungen für die Kirche und war sehr eifrig in allen seinen seelsorglichen Pflichten. Unter ihm wurde das erste Widum neben der Hauptkirche errichtet.

Josef Frenes

  1. JOSEPH ANTON VIAN, gebürtig aus Pera im Fassatal. War Kooperator in St. Ulrich von 1831 bis 1833, dann Kurat in Pufels und wurde am 9. November 1839 Kurat in St. Ulrich. Als solcher wirkte er bis zum 20. Mai 1868. Zog sich dann auf das Perathonische Benefizium zurück und wurde später noch Provisor der Kuratie vom Juni 1876 bis zum 18. Oktober desselben Jahres. Bis zu seinem Tode am 23. Jänner 1880 war er als Benefiziat zu St. Anton weiterhin in der Seelsorge von St. Ulrich tätig. Er hat sich besonders um die Armen- und Krankenpflege bemüht und unter anderem ein größeres „Spital“ zu Sartëur (Standort der heutigen Feuerwehrhalle) errichtet. Unter den Männern, welche das Studium der ladinischen Sprache gepflegt haben, nimmt Kurat Vian eine vorrangige Stellung ein. Wenn er auch nicht als wissenschaftlicher Forscher eingestuft werden kann, so hat er doch durch die Erstellung der ersten ladinischen Grammatik, eine wertvolle Grundlage für die künftige Erforschung dieser Sprache geschaffen. Der Grammatik geht die erste und älteste Monographie Grödens voraus, die heute eine unserer wichtigsten Quellen ist und interessante Einblicke in die damalige Zeit vermittelt. Das Werk ist unter dem Titel „Zum Studium der rhetoladinischen Dialekte in Tirol“ mit Untertitel „Gröden, der Grödner und seine Sprache“ im Jahre 1864 in der Buchdruckerei Wohlgemuth, Bozen, erschienen. Dadurch hat Kurat Vian für Gröden und die ladinische Sprache einen wichtigen Kulturbeitrag geleistet. Aus seiner Feder stammt auch eine ausführliche Kirchenchronik (Seite 198 ff), sowie der erste Reklame- oder Werbeartikel zur Förderung des „Fremdenbesuches“ in Gröden (Tiroler Bote 1864).

Josef Anton Vian

  1. FRANZ JOSEF COSTA-MAJOR aus Rina in Enneberg. Er kam am 20. Mai 1868 als Kurat nach St. Ulrich, war früher in Verona, dann in der Brixner Diözese tätig, und ging 1876 nach Venedig als Pfarrer und Guardian in San Francesco della Vigna. Er kam später nach Jerusalem, wo er als Rektor des Österreichischen Hospizes am 10. Oktober 1892 starb. Als Provisor folgte – wie schon oben angemerkt – nochmals J. A. Vian.
J.Costa-Major
  1. JOSEF BRUNEL aus Soraga -Fassatal. Er wurde am 19. Oktober 1876 Kurat in St. Ulrich und starb am 6. April 1892. Die Chronik weist ihn als „vir sapiens, prudens et pius“, d.h. als einen geschulten, weisen und frommen Mann aus. Als Provisor der Kuratie St. Ulrich folgte am 6. April bis zum 24. August desselben Jahres Anton Perathoner aus Wolkenstein. Später Doktor der Theologie, k. k. Hofkaplan und Rektor des Prytaneums in Wien.

Josef Brunel

  1. FRANZ XAVER ANDERLAN, geboren zu Nevel in St. Ulrich am 6. Juni 1852. Nach mehreren Kooperatorenjahren in Altrei, in St. Ulrich und St. Christina und acht Jahren als Kurat von Buchholz, wurde er am 24. August 1892 als Kurat nach St. Ulrich berufen. Hier hat er segensreich durch 38 Jahre zum Wohle der Kirchengemeinde gewirkt. Im Jahre 1902 wurde St. Ulrich zur Pfarre erhoben und F. Anderlan zum ersten Pfarrer bestellt. Er hat sich durch die Erweiterung des Friedhofes (1894-1895) und durch den Bau der beiden Seitenkapellen der Pfarrkirche (1905-1907) ein bleibendes Denkmal gesetzt. Mons. Anderlan war ein edler, frommer Seelsorger, ein Vorbild für Priester und Volk. Er starb in St. Ulrich am 15. Jänner 1935 im 83. Lebensjahr.
  1. ENGELBERT COMPLOI, geboren in St. Christina am 7.3.1888, kam am Kirchtag 1930 als Pfarrer nach St. Ulrich, nachdem er während des ersten Weltkrieges als Feldkurat und fünf Jahre als Pfarrer in Pufels gedient hatte. Er ließ Erneuerungsarbeiten an den Kirchen von St. Ulrich und St. Anton durchführen. Unter seiner Anleitung wurden die kirchlichen Vereine neu belebt und der Vinzenzverein sowie die Frauen-Caritas gegründet. Für die Jugend ließ er ein Oratorium bauen und für den Mesner ein Haus. Er erstand neue Glocken und ließ das elektrische Geläute installieren sowie die Kirchenorgel auf elektrischen Betrieb umstellen. Comploi förderte besonders die Priesterberufe und konnte während seiner Pfarrzeit die Freude von 7 Ortsprimizen erleben. Vor allem zeichnete er sich durch väterliche Herzensgüte allen gegenüber aus. Nach 32 Jahren segensreichen Wirkens starb er am 18. Juni 1962 in St. Ulrich. In Anerkennung seiner vielseitigen seelsorglichen Verdienste wurde ihm von der Kurie der Titel Monsignore und von der Gemeinde St. Ulrich die Ehrenbürgerschaft verliehen. Nach seinem Tode leitete Seniëur Emmerich Kostner die Pfarre als Provisor für die Dauer von drei Monaten (bis 23.09.1962).

Engelbert Comploi

  1. JOSEF PAVLIC, geboren in Loke Kamnik (Slowenien) am 22. Februar 1918. Nach den Studienjahren an der Gregoriana in Rom und mehreren Jahren als Kaplan in Eppan und Kaltern und als Katechet in Bozen, war er von 1962 bis 1989 Pfarrer von St. Ulrich und ab 1973 auch Dekan des Dekanates Gröden. Seit 1989 leistet er in der Pfarrseelsorge von St. Ulrich wertvolle und unverzichtbare Mitarbeit. Dr. Pavlic ist ein begnadeter Theologe und hervorragender Prediger, unermüdlich in der Verkündigung des Wortes Gottes und stets darum bemüht, christliche Glaubenswahrheiten und religiöse Werte in einer zeitgemäßen Form zu vermitteln. In der von vielen Wandlungen geprägten nachkonziliaren Zeit ist es ihm – trotz mancher Schwierigkeiten – gelungen, seine zwar kritische aber stets zur Mitarbeit bereite Pfarrgemeinde in vorbildlicher Weise in einen neuen Zeitabschnitt zu geleiten. Dr. Pavlic wird in die Geschichte eingehen als umsichtiger, eifriger Seelsorger und ebenso tüchtiger Verwalter und Bauherr. Denn zahlreich sind die Erneuerungs- und Instandsetzungsarbeiten, die auf seine Initiative hin erfolgten und zum Großteil an anderen Stellen dieses Buches genannt werden. Hauptwerke in seiner Pfarrzeit sind die Neuerrichtung der Benefiziatshäuser zu St. Anton und St. Anna, die Friedhofserweiterung, das neue Pfarrzentrum und die vollständige Innen- und Außenrestaurierung der Pfarrkirche. So konnte Dr. Pavlic seinem Nachfolger am 2. September 1989 eine bestens bestellte Kirche und eine wohlgeordnete Pfarre übergeben. In Anerkennung seiner Verdienste hat ihn die Gemeinde St. Ulrich 1984 zum Ehrenbürger ernannt.

Josef Pavlic

  1. VITALIS DELAGO, geboren in Pufels am 2. Februar 1935, ist am 3. April 1960 in Bozen/Gries zum Priester geweiht worden. Von 1960 bis 1972 war er Kooperator in St. Christina, Wolkenstein, Neumarkt, Kaltern und Leifers. Im Jahr 1972 wird er Pfarrer von Leifers und bleibt dort bis 1989. Anschließend wird er Pfarrer von St. Ulrich und Dekan des Dekanats Gröden und von 2006 bis 2010 ist er zugleich Pfarrer von Pufels. 2010 ist er in Ruhestand getreten und übt seit dem Seelsorgliche Tätigkeit in Pufels aus. 21 Jahre lang hat Vitalis Delago die Pfarrei in St. Ulrich geleitet und sie Seelsorglich mit großer Hingabe betreut. Von einer musikalischen Familie stammend hat er die musikalischen Umrahmungen bei Gottesdiensten und Ämter sehr geschätzt und diese in jeder Hinsicht unterstützt. So wurde unter seinem Wirken Ende 2009 die neue Orgel in der Ulrichskirche fertiggestellt. Die obere Empore und die alte Orgel sind abgetragen worden und auf der darunterliegenden Empore ist die neue Orgel errichtet worden vom Orgelbauer Pirchner aus Steinach am Brenner. Unter seiner Führung wurde im Jahr 1996 die alte Heizungsanlage in der Kirche durch eine Bodenheizung ersetzt und 2006 sind die Arbeiten des neuen Messnerhauses abgeschlossen worden. Für die Verdienste als Seelsorger und um die Kirchenmusik in St. Ulrich ist Pfarrer i.R. Vitalis Delago am 14.08.2014 in Innsbruck mit der Verdienstmedaille des Landes Tirols ausgezeichnet worden.

Vitalis-Delago